Vierte Gewalt oder manipulative Macht?

27.03.2017 von Blog No Comment yet

Wem gehören eigentlich die Medien? Und welche Ziele verfolgen sie?

Medien sind gesteuert. Medien lügen. Medien werden manipuliert und manipulieren. Vorwürfe, die man in den letzten Monaten (zu) oft hört. Nicht nur in der Türkei – auch in den USA und in Deutschland. Nicht nur von vermeintlich nicht so gebildeten Teilnehmern auf Demonstrationen der rechten Szene – auch von Staatsführern.

Ein harter Vorwurf. Schließlich gelten die öffentlichen Medien in Demokratien als vierte Gewalt – als eine Art Kontrollorgan für die drei staatlichen Gewalten Legislative (Gesetzgebung), Exekutive (Vollziehung) und Judikative (Rechtsprechung). Die Freiheit der Meinung und der Medien ist einer der wichtigsten Pfeiler der Demokratie. Doch die Medien sollen nicht nur unabhängig sein und frei berichten können – ihre Aufgabe ist es auch, verschiedene Meinungen zu transportieren, sodass sich jeder Empfänger ein eigenes Bild machen kann. Die veröffentlichte Meinung ermöglicht eine gesellschaftliche Diskussion sowie die Bildung der öffentlichen Meinung. Auf diesem Weg können Medien das politische Geschehen maßgeblich beeinflussen.

Aber sind die Medien unabhängig? Leider nein. Jedenfalls nicht völlig. Denn jeder Fernsehsender, jede Tageszeitung, jedes Internetportal und jede Radiostation hat einen Besitzer. Und der verfolgt fast immer in erster Linie wirtschaftliche Interessen. Wobei es den Besitzer kaum mehr gibt. In Deutschland gehören die meisten Medien zu einem großen Konzern. Bertelsmann, Holtzbrinck, Springer, Funke – um nur einige zu nennen. Oder anders ausgedrückt: „Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“ Gesagt hat dies Paul Sethe, einer der Gründungsherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen“. Und zwar bereits 1965. Daran hat sich seither nicht viel geändert – außer der Zahl 200. Sie ist beträchtlich geschrumpft.

Doch zumindest die öffentlich-rechtlichen Kanäle gehören doch uns allen, oder? ARD, ZDF, ARTE und so weiter. Nun ja. In der Theorie. In der Praxis versuchen politischen Parteien und andere gesellschaftliche Gruppen wo es nur geht Einfluss zu nehmen. Zum Beispiel bei der Besetzung wichtiger Posten.

Fassen wir zusammen: Medien sind auch in demokratischen Ländern nicht gänzlich frei von Einflüssen. Meist aus wirtschaftlichen und/oder politischen Gründen. Im Regelfall gibt es für die Journalisten aber nur grobe inhaltliche Leitlinien für ihre Berichterstattung – unfrei oder „gekauft“ sind die deshalb noch lange nicht.

Und verbreiten sie bewusst falsche Nachrichten? Nein. Was nicht bedeutet, dass sie immer exakt die Wahrheit berichten. Leider. Das hat ganz verschiedene Gründe. Zuallererst ist jeder Berichterstatter ein Mensch, der eine eigene Wahrnehmung hat – und im Einfluss dieser berichtet. Was dabei herauskommt, kann aus Sicht eines anderen unvollständig oder falsch sein. Manchmal führen auch eine falsche Recherche, eine unzuverlässige Quelle oder schlampige Arbeit zu falschen oder unvollständigen Meldungen. Und manchmal gibt es schlicht keine objektive Wahrheit, sondern einfach verschiedene Perspektiven auf ein Thema. Der Berichterstatter nimmt eben eine dieser Perspektiven ein. Und natürlich haben die verschiedenen Medien oft auch eine Grundausrichtung. Die einen stehen eher linker Politik nahe, die andere sind konservativer was Einschätzungen, Kommentare, etc. betrifft.

Aber: Seriöse Medien berichten nicht tendenziös. Der Wahrheitsgehalt ist enorm hoch. Sie erfinden nicht mit Absicht falsche Meldungen, um damit Politik zu machen. Seriöse Medien in Demokratien sind nicht gesteuert. Und sie unterscheiden in der Darstellungsform ganz klar und ersichtlich zwischen objektivem Bericht und einem Meinungsbeitrag.

Es gibt zwar kein Vorzeige-Medium, das völlig unabhängig ist, aber deshalb sollte man Medien nicht per se misstrauen, sondern sich einfach breit aufstellen in punkto Informationen: Nachrichten- und Informationssendungen schauen und hören, ein politisches Wochenmagazin lesen – und natürlich eine Tageszeitung. Dabei die Haltungen und Positionen vergleichen und sich ein eigenes Gesamtbild machen. Denn das ist das wichtigste: Quellen klug wählen – und immer sein Hirn einschalten. Denn es ist überhaupt nicht logisch, alle Medien zu denunzieren und ihnen zu misstrauen – aber dafür einer einzelnen Person, Partei oder Bewegung blind sein Vertrauen zu schenken.